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Jens Kaldewey's avatar

Danke für diese sorgfältige Rezension meines Buches! Hier eine Antwort von mir:

https://1drv.ms/b/s!Ajgm_Y3b0kSai8N6beiaLO8Z6E3cBA?e=npHmDa

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Alin's avatar

Lieber Jens,

vielen Dank für Ihre Antwort! Ich gebe zu, dass ich zuweilen etwas zu sehr „vom Leder gezogen“ habe. Das tut mir leid. Insofern bietet Ihre Antwort mir die Gelegenheit, zu lernen meinen Tonfall zu justieren.

Zum Verständnis, ich bin die Rezension mit dem Rüstzeug und der Prägung eines analytischen Philosophen angegangen. Will heißen, noch mehr als die inhaltlichen Behauptungen hat mich die Argumentationsstringenz interessiert; und genau hier habe ich auch von Berufs wegen einen hohen Anspruch. Das erklärt die Diskrepanzen zwischen unseren Wahrnehmungen was die Notwendigkeit von Argumenten, oder deren Kraft angeht.

Zu den inhaltlichen Punkten:

- Bzgl. 1Tim 2,5: Ihre Lesart ist sicher eine Möglichkeit, die ich so nicht vor Augen hatte.

- Bezüglich „Familienrat“: verstehen Sie mich richtig, ich wünsche mir dass es so sei, nur sehe ich hier trotzdem die hermeneutische Luft für eine „Extrapolation“ bestehender Linien dünn werden.

- Zum Thema Zwischenzustand: Die Antwort, dass „die Uhren in der Welt Gottes, der Ewigkeit“ ganz anders laufen finde ich unbefriedigend. Damit wird eine nicht weiter definierte Andersartigkeit postuliert, die wunderbar dazu einlädt viele anderweitig nicht lösbare Probleme wie ein schwarzes Loch zu verschlucken. Dabei ist das mit der (A)temporalität Gottes noch nicht einmal eine gesetzte, allgemein anerkannte Lehre. Die christlichen Philosophen zerbrechen sich bis heute den Kopf darüber, in welcher Relation zur Zeit Gott existiert.

Bzgl. Offb 6,9 gebe ich Ihnen Recht, dass es sich um eine Vision – von mir aus ein „Bild“ – handelt. Wenn ich Ihre Auslegung richtig verstehe, dann handelt es sich um einen metaphorischen Ausdruck dafür, dass (ähnlich wie in Gen 4) „das Blut (der Märtyrer) zu Gott schreit“. Natürlich schreit Blut nicht, das wäre dann bildhafte Sprache. In Ordnung soweit. Eine Frage, die sich dann natürlich sofort stellt, ist, wo wir rein bildhaft und wo wir „wörtlich“ auslegen können. Immerhin ist es ja so, dass die „wörtliche“ Auslegung hier den Sinn der bildhaften bewahrt, ja sogar unterstreicht. Man würde exegetisch nichts verlieren. Sicher wird die Frage nach körperlosen Seelen hier nicht entschieden. Aber die Vorstellung davon als „typisch griechisches Denken“ abzutun, ist einfach zu wenig. In diesem Sinne ist es eben schon von Belang, dass in der angelsächsischen Literatur eine rege Debatte über die Vereinbarkeit von Dualismus und Christentum stattfindet.

- Bzgl. Annihilationismus: Hier kommt mein Maßstab für ein rigoroses Argument zum Tragen. Die paar Bibelstellen, die dem Annihilationismus querstehen, haben Sie eben nicht versucht annihilationistisch zu erklären. Das meinte ich damit, dass ich mir eine stringentere Verteidigung gewünscht hätte. Sie haben ihn gut begründet, aber eben nicht bis zum letzten Einwand durchgefochten.

In diesem Sinne auch der (im Nachhinein etwas starke) Begriff „halbherzig“. (Sie haben sicher mehr als die Hälfte Ihres Herzens in die Argumentation investiert…). Meine eigene Position bezüglich Hölle ist nicht so festgefahren (erst recht nicht nach Lektüre Ihres Buches), dass ich mich nicht umstimmen lassen könnte. Aber dazu müssten halt eben die im Raum stehenden Einwände entkräftet werden.

Herzliche Grüße

Alin

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